|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| Schneewittchen |
|
|
Winterhuder Fährhaus
|
Turbulent geht es zu, wenn sechs Darsteller „Schneewittchen und die 7 Zwerge“ als musikalisches Märchen im Winterhuder Fährhaus aufführen. Diesmal ist nicht nur die Vorlage bestens bekannt, sondern auch die Musik. Christian Berg verbindet Altbekanntes mit neuem Witz und Charme. Denn neue Kompositionen gibt es nicht, sondern deutschsprachige Schlager der 70er und 80er Jahre mit teilweise neuen Texten oder einfach in neuer Interpretation, wenn Märchenfiguren bekannte Schlagertexte singen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Zauberhaft ist das neue Musical nämlich geraten und mitreißend außerdem. Die Gebrüder Grimm hätten sich bestimmt niemals träumen lassen, dass Schneewittchen bei den Sieben Zwergen die Lust am Singen entdeckt und auch nicht, dass die arrogante Königin mit ihrem frechen Spiegel diskutiert, der ihr mal so ordentlich die Meinung sagt. Hinzu kommt ein Apfel, der gegen seine einseitige Rolle in dem Märchen protestiert und nicht der klassische Verführer sein will, der er seit der Geschichte über Adam und Eva ist. Spannend ist es zu sehen, wie Christian Berg die sieben Zwerge inszeniert, die teilweise auch sehr aktuell daherkommen und sich mit modernen Medien auskennen. Da trifft ein klassisches Märchen auf zeitgemäße Themen und ein wenig Romantik auf kindgerechte Action. Mit der Realisierung seines neuen Musiktheaterstücks erfüllt Christian Berg aber auch sich selbst einen ganz persönlichen Traum.
In der Rolle des Spiegels glänzt Vera Marhold. Sie spielt sehr charmant und amüsant das vorlaute Innere des Zauberspiegels mit Glitzerhut auf dem Kopf und einer kleinen Diskokugel obendrauf. Das freche und personifizierte Ego des Spiegels, das sich gerne auch damit beschäftigt, mit einem Glasreiniger sein Äußeres herauszuputzen, führt ein lustig gestaltetes Eigenleben. Entsprechend untypisch sind die Dialoge des Spiegels mit der selbstverliebten, herrschsüchtigen Königin, welche sich selbst nur als die Schönste bestätigt wissen will, aber eine andere Wahrheit immer kess präsentiert bekommt. Christian Berg und Co-Autorin Katja Tiltmann haben zauberhafte Dialoge geschrieben und überraschen mit flotten Gags und einer großen dramaturgischen Liebe zum Detail. Passend in das Stück eingearbeitet ist die vorlagenfremde Kurzsichtigkeit von Schneewittchen, das auf die Königin hereinfällt, weil es seine Brille nicht aufsetzt. Und als es die einmal auf der Nase trägt und Nana Mouskouris „Guten Morgen, Sonnenschein“ anstimmt, weiß man auch plötzlich, an wen einen das Brillenmodell die ganze Zeit erinnert hat. Pia Klausch macht als Schneewittchen eine gute Figur, die mit großer Ausdruckskraft und ihrem Mezzosopran begeistert. Eine ausdruckvolle Powerfrau in Christian Bergs Ensemble ist Alexandra Kurzeja, die vor allem in ihrer Rolle als Zwerg aufgeht und solistisch „Der kleine Prinz“ mit schöner Stimme reizend präsentiert. Stimmlich stark und schauspielerisch sehr überzeugend ist auch Diana Barth in der Rolle der Königin. Torben Bartsch zeigt Vielseitigkeit in seinen Rollen als Zwerg und kurzsichtiger Prinz und komplettiert mit Christian Berg als Jäger und männliche Fee Rumpelröschen das Ensemble. Ihm sind bei dem Musical mit bekannten Hits der 70er und 80er Jahre die Songauswahl und die Liedplatzierungen im Stück sehr gut gelungen. Mit „Theater, Theater“ stellen Christan Berg und die übrigen Darsteller sich zu Beginn des Stückes sozusagen vor. Die Zwerge begrüßen das Publikum mit „Schön ist es, auf der Welt zu sein“ und singen mit Schneewittchen „Das Lied der Schlümpfe“. Die Zwerge sind wunderbar gegensätzlich. Zwerg Hans-Peter ist als Internetkenner seiner Zeit voraus, hängt aber bei der Arbeit hintendran. Zwergin Petra verehrt ihn heimlich und sorgt für Frauenpower in der Männerrunde. Dass Christian Berg sich mit dem Jubiläumsstück einen ganz persönlichen Traum erfüllt, merkt man dem Stück unter seiner Regie mit den bunt inszenierten Figuren an. Musical-Zeitung meint: Selten hat man so gelacht und nie so gerne mitgemacht!
|
|
|
|
|
|
|
|