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| Show Dogs |
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"Dieses Musical ist ein echter Wurf!"
Es sollte eigentlich eine gewöhnliche Hundeausstellung werden, zu der die Hundehalter ihre vierbeinigen Schösslinge zwangsläufig begleiten. Aber für die zotteligen Wettstreiter ist es von Anfang an mehr. Sie plaudern über ihr Hundeleben und beraten, wie sie ihre Herrchen wieder aufs richtige Gleis setzen können. Denn für sie geht bei den Menschen schon lange eine ganze Menge daneben. Das wollen sie ändern. Die Vierbeiner mischen sich ordentlich in das Privatleben ihrer Halter ein und erfahren, dass Menschsein manchmal ein ganz schöner Knochenjob ist. Denn das Leben eines Zweibeiners ist vor allem im Alltag der Ehepartner oft einfältig und verlangt den Alltagsmüden Durchhaltevermögen ab. Da kann ein aufgewecktes Hündchen neuen Schwung in den sich ständig wiederholenden Trott eines Durchschnittsbürgers bringen.
„Show Dogs“ ist eine Gemeinschaftsproduktion von Komponist Paul Graham Brown („Bonnie & Clyde“) und der Musicalverfasserin und Song-Texterin Nina Schneider („Das Greingold“). Beide haben das Stück für einen unterhaltsamen Musicalabend im Rahmen der Diplomarbeit der Münchener „Abraxas Musical Akademie“ geschrieben, deren Absolventen es unter der Regie von Paul Graham Brown im Wolf-Ferrari-Haus (Ottobrunn) aufführten. Die frisch gebackenen Musicaldarsteller nutzten die große Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen, denn zuweilen mussten sie wortwörtlich aus ihrer Haut fahren, indem sie mitten im Stück ihre Rolle wechselten und als Hund plötzlich die Gestalt des Menschen annahmen, über den gerade gesprochen wurde. Dieser für das Publikum anfangs überraschende Rollensprung ist mehr als ein unerwarteter Showeffekt, denn durch die nahtlose Fortsetzung der Handlung werden dank des wandlungsfähigen Ensembles fließende Szenenübergänge geschaffen. Es ist das wechselhafte Spiel mit den Figuren, das Gefühle lebendig macht. So nimmt beispielsweise der aggressive Pitbull-Terrier Wotan die Gestalt des rücksichtslosen Michaels an, mit dem die liebreizende Scarlett unglücklich verheiratet ist. Bei der rasanten Hundeausstellung gibt es vielerlei Berührungspunkte zwischen den Vierbeinern und ihren Haltern, was auch musikalisch dargestellt wird. „Ich kann es riechen“ singt der widerspenstige Pitbull, der sich von einer Frau nichts sagen lässt und meint die nicht nur für ihn offensichtliche Angst Scarletts vor ihrem Ehemann. Mit diesem Song ist dem Autorengespann des „Hunde-Musicals“ ein wirklich großer Wurf gelungen. Rockige Töne paaren sich mit bissigen Metaphern in Reimform („Du riechst viel zu brav, niemals Wolf und immer Schaf. Du bist so verzagt. Das riecht wie eine Beute, darum wirst du auch gejagt“). Mit „Alles, was ich brauch“ singt die Gattin eines Computerfachmanns von ihrem Bedürfnis, einmal von ihrem Mann so geliebt zu werden wie sein Hund, wohingegen der verhätschelte Tragetaschenhund Piccolino von einem Leben in Freiheit als großer, dreckiger Streuner träumt. Er verspürt ein unbezähmbares Gefallen am Verbotenen und verleiht seinem Verlangen mit dem Song „Ein riesiger Hund“ Ausdruck. Die Lieder sind vom Jazz-Walzer bis zum fetzigen Rock ebenso abwechslungsreich wie die Figuren mit ihren gegensätzlichen Eigenarten. Es gibt gefühlsbetonte und temperamentvolle Songs, die solistisch, im Duett oder im Chor gesungen werden. Durch eine gut platzierte Wiederaufnahme (Reprise) eines Songs jeweils im ersten und zweiten Akt greift auch die Musik immer wieder den roten Faden auf. Eine kleine dreiköpfige Band unter der musikalischen Leitung von Jeff Frohner lieferte an den beiden Abenden die instrumentale Begleitung für die elf Mitwirkenden Melina Schmoll (Dogge Helena), Scarlett In-Albon (Scarlett), Stephan Witzlinger (Computerfanatiker Stephan), Michaela Grundel (Hündin Püppi), Michaela Wild (Gesangsstimme von Piccolino), Jana Nagy (zweite Stimme von Piccolino), Yvonne Münzer (Piccolinos Halterin), Stana Hezoucky (Stanja), Jonas Kägi (Student), Lisa Greiner (Hündin Morgana) und Michael Odendahl (Pitbull Wotan und Scarletts Gatte). Letzterer stellte vor allem bei dem Song „Ich kann es riechen“ seine professionelle solistische Stimme unter Beweis. Auch Stana Hezoucky fesselte als Solistin mit ihrer Interpretation des romantisch-verspielten Titels „Im Rampenlicht“, mit dem sie ihren Traum von einer Karriere als Sängerin offenbart. Komödiantisch begabt zeigte sich Michaela Grundel als Puschelhündin Püppi, die für einen Rat gerne zu haben ist.
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