|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
| Oh Alpenglühn! |
|
|
Schmidt Theater
|
Theaterallrounder Mirko Bott hat sich etwas Schräges einfallen lassen und Corny Littmann ein Buch vorgelegt als Stoff für einen witzigen Musiktheaterabend. Daraus wurde die musikalische Revue mit dem Titel „Oh Alpenglühn!“. Carolin Fortenbacher spielt eine Showgröße, die ungewollt zur Kammersängerin wird, wenn sie sich in derber Alpenromantik und in der simpelsten Berghütte wieder findet, die sich eine urbane Lady von Welt nur vorstellen kann. Während sie mit schmissigen Songs wie „Ich will alles“ für Hüttenzauber sorgt und ihr kauziger Gastwirt Poldi sich in Sturheit übt, bricht langsam eine Lawine der Romantik über das ungleiche Paar herein. Mit einer Schnulze von Julio Iglesias lullt der Eigenbrödler seinen Stargast ein und bringt die Bühnendiva dazu, ihre Boutiquengarderobe auszuziehen und die bereitgelegte Hüttenkleidung anzulegen, so dass sie wie ein Wurzelmännchen stimmgewaltig durch die Absteige tobt. Dafür, dass nicht zuviel Ruhe in die Hütte einkehrt, sorgt nicht nur das Temperament der neuen Hüttenbewohnerin, sondern auch der Geist der herrschsüchtigen ehemaligen Hüttenwirtin. Die hatte ihren Sohn Poldi fest unter der Fuchtel und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen. Hin- und hergerissen zwischen den Gefühlen und zwei Wesen, die konträrer nicht ausfallen könnten, wird Poldi zum Bergmonster, während der Nochehemann seines Gastes ahnungslos seine Frau besuchen kommt.
Dass Autor Mirko Bott seinem Stil auch bei diesem Werk treu bleibt, wird schon zu Beginn des Stückes deutlich. Eine große Portion Irrwitz mischt die romantische Hüttensause auf. Bei einem Stück mit nur zwei Akteuren ist klar, dass den Darstellern viel abverlangt wird. Allerdings perfektionieren Carolin Fortenbacher und Nik Breidenbach die Zwei-Personen-Revue und steigern sich allmählich in Höhen, zu denen ihnen die absurder werdende Handlung folgt. Das Stück ist eine Liebesgeschichte, die tatsächlich sehr unerwartet verläuft und insgesamt sehr überhöht ist. Darsteller wie auch Autor und Regisseur treiben die Story wortwörtlich auf die Spitze. Der Humor weicht dem Irrwitz, und der Horror vertreibt im zweiten Akt von „Oh Alpenglühn“ jeden Rest von Romantik. Wenn Nik Breidenbach mit der Motorsäge in die Kammer tritt, dann legt er eine Grimasse auf, wie man sie nur von Frank’n’Furter aus „Rocky Horror“ kennt. Sowohl Bühnenbild wie auch die Handlung haben aber eher Ähnlichkeit mit „Das Geheimnis der Irma Vep“, wenn die Ähnlichkeit auch Zufall sein sollte. Mirko Bott versteht es, Klischees und alten Klamotten ein neues Gewand zu verpassen. Daher werden die vielen Songs auch völlig neu interpretiert. Einfach durchgesungen wird also nichts, gut gelungen ist aber alles in der Revue. Nik Breidenbach und Carolin Fortenbacher schmeißen sich in die Handlung und machen in der Regie von Corny Littmann aus der Hütte eine Spielarena. Sogar das „Phantom der Oper“ geistert durch die Berghütte, wenn auch nur musikalisch. Dafür aber begeistert Carolin Fortenbacher umso mehr mit ihrem steilen Soprangesang zu den gebieterischen Worten ihres Almwirtes, der zum gnadenlos kommerziell denkenden „Hüttenphantom“ mutiert. Musical-Zeitung.de meint: „Das ist ein Gipfelfest der Berggesänge und Alpenhits mit vielen Höhepunkten und eine steile Gratwanderung zwischen felsenfesten Klischees und unverfrorener Edelweißromantik.“
|
|
|
|
|
|
|
|
|