Andy Borg

Sänger und Moderator

Musical-Zeitung.de: Sie haben unlängst Ihr 30jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Was haben Sie als Unterhaltungskünstler in dieser Zeit gelernt?

Andy Borg:
Ich habe gelernt, dass der alte Spruch meiner Großmutter stimmt: „Ehrlich währt am längsten.“ Und dass man immer zuverlässig, pünktlich und bei den Auftritten gut vorbereitet sein sollte. Man sollte nicht übertreiben und immer bodenständig bleiben. Wichtig ist auch eine gute Erziehung, denn die ist ein gutes Fundament und das Bewusstsein, die Familie als Rückzugsmöglichkeit zu haben.




 

Andy Borg Foto: Büro Andy Borg

Musical-Zeitung.de: Wie hat der Musikantenstadl Sie verändert?

Andy Borg:
(lacht) Gar nicht! Der Musikantenstadl hat mich selbst nicht verändert, wohl aber mein Leben und das zum Positiven! Ich habe die Zahl meiner Auftritte reduziert und mache jetzt nur noch die Hälfte der Auftritte pro Jahr. Die Vorbereitungen für den Stadl kann ich von zuhause aus machen und die Kollegen für die kommende Sendung anrufen. Viele Auftritte zu haben bedeutet nämlich immer auch viel zu reisen. Und ich reise nun nur noch fünfzigtausend oder sechzigtausend Kilometer pro Jahr. Ich finde es aber auch wichtig, nicht sein ganzes Leben auf eine Sendung oder einen oder zwei Hits, die man hatte, aufzubauen. Denn wenn so etwas einmal wegbricht – und das kann man nicht beeinflussen – liegt man voll in den Scherben.

Musical-Zeitung.de: Seit Sie den Musikantenstadl moderieren wird in der Sendung erfreulicherweise besonders viel live gesungen. Ella Endlich hat beispielsweise „Küss mich, halt mich, lieb mich“ im Musikantenstadl live gesungen, und gerade haben auch die Kastelruther Spatzen zwei Lieder live zu Gehör gebracht. Ist Ihnen der Live-Gesang ein persönliches Anliegen?

Andy Borg:
Die einfache Antwort lautet: Ja, absolut! Aber ich habe auch lernen dürfen, dass das ein überdimensionaler Mehraufwand ist für eine Live-Sendung und fast unzumutbar für die Techniker. Unsere Sendung in Innsbruck fand in einer Eishalle statt mit dreitausend Zuschauern. Da hört man jedes Atmen, und im Hintergrund die laufenden Aggregate.
Ich bin von daher dankbar für jede Möglichkeit, live Musik machen zu können. Aber die Diskussion über die Kastelruther Spatzen fand ich unnötig, denn wie wir unsere Arbeit machen, ist unsere Sache als Künstler!

Musical-Zeitung.de: Eine Besonderheit des Musikantenstadl ist, dass große Stars in der Sendung genauso auftreten wie Nachwuchskünstler. Was ist Ihre Erfahrung mit dem Konzept?

Andy Borg:
Ich finde, das ist die ideale Mischung! Wenn ein unbekannter Künstler in derselben Sendung auftritt wie ein David Hasselhoff, dann bringt das dem Nachwuchskünstler etwas! Ich bin ja selbst in einer Talentshow aufgetreten, die „Die große Chance“ hieß.

Musical-Zeitung.de: Sie sind nicht nur Interpret, sondern auch Songschreiber. Viele Ihrer Songs stammen aus Ihrer Feder. Es gibt aktuell auch einen sehr persönlichen Song, dessen Titel „Als sie noch Anna hieß“ lautet. Sie haben allerdings den Namen der Künstlerin, um die es darin geht, verändert. Ist das einfach Marketing oder wollten sie nicht zu persönlich werden?

Andy Borg:
(lacht) Ich kann den Namen nicht sagen. Denn das wäre unfair. Es ist eine wirkliche Geschichte, die sich auch so ereignet hat. Wir haben den Song aber extra so geschrieben, dass das, was da beschrieben wird, jedem passieren kann. Es geht um eine Jugendfreundin, die früher am Gartenzaun stand und die heute Autogramme gibt. Jedem kann es passieren, dass man einmal eine Jugendfreundin wiedertrifft und an früher zurückdenkt. Es muss aber kein Star aus der Jugendfreundin geworden sein. Manchmal findet man beispielsweise einfach einen Namen von früher plötzlich auf einer Visitenkarte wieder. Genau darum geht es!

Musical-Zeitung.de: Ihre Lieder sind typischerweise fröhliche Stimmungslieder oder Urlaubsschlager, die vom „in die Sonne fliegen“ oder „blauen Horizont“ handeln. Sind Sie selbst ein Mensch mit sonnigem Gemüt? Oder laden Sie einfach nur gerne zum Träumen ein?

Andy Borg:
Ich habe ein absolut sonniges Gemüt! Bei mir ist die Flasche immer halbvoll und nicht halbleer. Ich bin immer optimistisch. Gerade in den Texten von Kurt Feltz ist viel Sehnsucht drin. Da geht es um Sonne, Strand und Meer. Bei der Volksmusik ist es auch so, dass man sie im Urlaub hört, und wenn man dann später ein Lied aus dieser Zeit wieder hört, bekommt man sofort ein positives Gefühl. Und dafür möchte ich zuständig sein.

Musical-Zeitung.de: Ihre Erfolge können sich sehen lassen. Sie haben nicht nur viele Auszeichnungen erhalten wie die Doppel-Diamantene, sondern haben auch einmal den dritten Platz beim Grand Prix der Volksmusik belegt. Wie wichtig ist Ihnen persönlich Erfolg? Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Andy Borg:
Ich glaube nicht, dass es ein Erfolgsrezept gibt. Sonst hätte ich es in dreißig Bühnenjahren entdeckt. Das Publikum macht den Erfolg! Selbst bei den Medien ist es so, dass das Publikum über den Erfolg entscheidet. Da sind es die Leserinnen und Leser, und bei uns sind es diejenigen, die uns hören und sehen wollen. Man sieht das aktuell bei den Kastelruther Spatzen. Alle paar Jahre wird in den Medien mal wieder etwas in die Welt gesetzt, das dann von alleine wieder abebbt. Wichtig ist immer ein treues Publikum. Und das habe ich – Gott sei Dank!

Musical-Zeitung.de: Haben Sie ein Lieblingsmusical, in dem Sie gerne einmal mitspielen würden?

Andy Borg:
Hey, gute Frage! (lacht) Ich würde gerne bei "Elisabeth" den Kaiser spielen! Soll ich auch sagen, warum? (lacht noch mehr) Weil ich dann nicht die ganze Zeit auf der Bühne sein und mitspielen müsste, sondern immer mal wieder für kurze Zeit rauskommen würde.

Musical-Zeitung.de: Wenn Sie Ihr Leben als Musical erzählen würden, wie würde es anfangen und wer käme alles darin vor?

Andy Borg:
Ich bin ein Musicalfan! Aber ich finde, mein Leben und meine Karriere wären kein guter Musicalstoff, weil es jeweils nicht interessant genug wäre. Ich habe „Der König der Löwen“, „Elisabeth“ und „Miss Saigon“ gesehen. Das fand ich spektakulär!

Musical-Zeitung.de: Sie sind gelernter Mechaniker. In einem Interview haben Sie einmal gesagt, sie seien wie ein Diesel und bräuchten eine Vorglühzeit. Was bringt Sie zum Vorglühen?

Andy Borg:
In der Küche einen Kaffee trinken, rausschauen und den weiß-blauen Himmel in Bayern sehen. Wenn man mich so zwei Stunden in Ruhe lässt, fange ich von ganz alleine an zu plappern!

Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das nette Interview!

Stand: 11/2012