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| Laura de Weck |
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Theatermacherin
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MUSICAL-ZEITUNG.DE: Sie sind Schauspielerin, Autorin, Menschenbeobachterin und Dramaturgin. Worin und in welcher Tätigkeit finden Sie sich am meisten wieder?
LAURA DE WECK: Das werde ich oft gefragt. Wenn ich auf das Spielen verzichten müsste, wäre ich unglücklich. Aber wenn ich auf das Schreiben verzichten müsste, auch. Ich würde mich als Theatermacherin bezeichnen. Ich habe gerade auch meine erste Inszenierung gemacht- in Zürich. Im Oktober kommt das Stück nach Hamburg und wird auf Kampnagel gezeigt! Wie der Name „Mit freundlicher Unterstützung von“ sagt, geht es um Kulturförderung. Es hat witzige und kritische Elemente.
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MUSICAL-ZEITUNG.DE: Was war das für eine Erfahrung, Ihre erste eigene Inszenierung zu machen?
LAURA DE WECK: Das hat total Spaß gemacht! Das will ich auf jeden Fall noch einmal machen, aber ich bin keine klassische Regisseurin. Ich entwickle nur Phantasie für meine eigenen Texte. Ich habe mit dem Musiker und DJ Viktor Marek, der in Hamburg vor allem durch den Pudelklub bekannt ist, und zwei Schauspielern eine Sprachperfomance inszeniert. Ich habe mit ihnen eigene Text-Fragmente weiterentwickelt. „Mit freundlicher Unterstützung von“ ist – glaube ich – kein Stück, das man nachspielen könnte. Aber das müsste ich mir noch einmal genau überlegen.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: 2007 erschien das Buch „Lieblingsmenschen“. Wie kam es dazu? Haben Sie die Erlebnisse aus Ihrem Studium einfließen lassen?
LAURA DE WECK: Absolut. Ich habe das Stück am Ende meiner Schauspielausbildung angefangen zu schreiben. Es sind aber keine realen Figuren. Es sind Überhöhungen. Theater sucht ja immer nach einer formalen Übersetzung, weil man dadurch die Realität besser zeigen kann. Man geht immer erst einmal von sich und der Realität aus, und aus der Realität versucht man, eine Form zu entwickeln, um Wahrheit zu finden. Aus der Realität allein entsteht ja keine Kunst.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Ihr Schauspielstudium haben Sie 2005 erfolgreich abgeschlossen. Noch in demselben Jahr erhielten Sie ein Paul-Maar-Stipendium und eine Einladung zu den Internationalen Schillertagen in Mannheim, sowie ans Frankfurter Autorenforum. Sie hatten zuvor 2004 die Auszeichnung Publikumspreis, sowie Ensemblepreis des „Theatertreffens deutschsprachiger Schauspielschulen“ erhalten. Schließlich müssen die Einladungen zu den Werkstatttagen an der Burg in Wien, sowie zum Interplay Europe noch erwähnt werden. Sind Sie ein typischer Erfolgsmensch?
LAURA DE WECK: (lacht) Ehrlich gesagt war das ein Selbstläufer, denn die eine Einladung hat sich aus der anderen ergeben. Ich war nach dem Schauspielstudium erst gar nicht so happy. Ich wollte Schauspielerin werden und nicht Autorin. Ich fühlte mich unterfordert, da ich nichts zu spielen hatte. Da hatte ich erst einmal Ängste. Ich konnte ja nicht ahnen, dass das Schreiben so eine Öffentlichkeit finden würde. „Lieblingsmenschen“ hat alles verändert in dem Sinne, dass alles, was man macht, schreibt und spielt, von der Öffentlichkeit aufgenommen oder auch kritisiert wird. Alles, was ich machte, wurde plötzlich beobachtet. Das ist einerseits toll, aber auch eigenartig.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: 2007 fand die Uraufführung von „Lieblingsmenschen“ in Basel statt. Könnten Sie sich vorstellen, dass daraus einmal ein Musical wird?
LAURA DE WECK: Da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich schreibe sehr musikalisch. Die rhythmische Form ist Teil der Sprache. Ich glaube, ich hätte ein bisschen Angst, wenn da noch eine Musik auf die Rhythmik der Sprache käme. Das wäre quasi doppelt gemoppelt. Aber ich bin für alles offen.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: 2008 erschien Ihr zweites Buch. Wie kamen Sie auf den Titel „Sum Sum“, den man nur verstehen kann, wenn man den Inhalt kennt?
LAURA DE WECK: (lacht) Es geht um einen Mann, der in ein fremdes Land reist, um eine Frau kennenzulernen, mit der er vorher im Internet Kontakt hatte. Er geht davon aus, dass sie Englisch kann, aber als er dort ankommt, erkennt er, dass sie kein Englisch beherrscht. Sie probieren, eine gemeinsame Sprache zu finden. Und da fliegt am Strand eine Biene vorbei. Beide suchen ein gemeinsames Wort für Biene: Eben „Sum Sum“. Es geht um die Fähigkeit und Unfähigkeit der Menschen zur Kommunikation. Das Buch endet tragisch wie „Lieblingsmenschen“, wo der Tod aber auch eine Überhöhung ist. Nach meiner Intention soll er nicht als realistischer Selbstmord gezeigt werden.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Sie sind in Paris, Hamburg und Zürich aufgewachsen. Ist soviel Internationalität eine Hilfe für Ihre Arbeit?
LAURA DE WECK: Ja, es ist gut fürs Leben, weil es einen offen und neugierig hält, weil man viele Sprachen mit auf den Weg bekommt: Französisch, Deutsch und Schweizer Deutsch. In Paris habe ich Französisch gelernt. Meine Eltern kommen aus der deutschen und französischen Schweiz. Schweizer Deutsch habe ich als letztes gelernt, weil wir erst in die Schweiz gezogen sind, als ich zwölf war. Wir haben immer die jeweilige Landessprache gesprochen.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Gehen Sie selbst gerne ins Theater? Welches ist Ihr Lieblingsmusical?
LAURA DE WECK: Ich geh’ supergern ins Theater: Das gehört zu meinem Beruf. Ich bin neugierig, wie neue Formen des Theaters gefunden werden, wie andere Schauspieler spielen. Aber ich muss gestehen: Ins Musical gehe ich selten, weil es das Klischee hat, dass komplexe Dinge sehr gefällig gezeigt werden. Aber ich sollte mich eigentlich von diesem Klischee lösen, weil am Theater das umgekehrte Klischee haftet. Es erzählt einfache Dinge komplex. Also ist es langweilig und nur für das Bildungsbürgertum produziert. Beide Klischees stimmen vermutlich nicht mehr, deshalb müsste ich mich also wieder mal in die Musicalwelt reinstürzen.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Für ein großes Tageszeitungsmagazin haben Sie normale Leute in Cafés belauscht, um einen Artikel mit dem Titel „Haben Sie einen schicken Salat?“ zu schreiben. Was ist so spannend am Alltag anderer Menschen?
LAURA DE WECK: Gute Frage! Was ist so spannend? Das ist ein weites Feld. Wir Menschen sind neugierig. Man kann es an einigen Zeitungen festmachen, dass die Menschen unwahrscheinlich daran interessiert sind, wie die Leute privat sind. Ich habe auch Spaß daran, ins Privatleben anderer Menschen zu gucken, weil es einem hilft, seine eigene Identität zu finden. Ich glaube, das Formate wie „Bauer sucht Frau“ deshalb so erfolgreich sind, weil die Leute sagen können: „So bin ich nicht!“ Es ist eine Art Spiegel- eine Identifikationssache.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Sie haben für die Hamburger Zentrale für Politische Bildung eine CD als Sprecherin aufgenommen. Wie kam es dazu?
LAURA DE WECK: Ich hatte für das Literaturfestival „Harbour Front“ in Hamburg aus dem Buch von Käthe Starke „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ gelesen. Ich habe das am „Originalschauplatz“ gelesen, wo Käthe Starke deportiert wurde, nämlich am Lohseplatz bei der Hafen City. Da fuhren die Züge durch, und man hat sich daran erinnert, wie das damals war, als die Züge die Leute in den Tod gefahren haben und nicht in den Urlaub. Das Lesen am „Originalschauplatz“ fanden wir so beeindruckend, dass daraus die Idee entstand, eine CD zu machen.
MUSICAL-ZEITUNG.DE: Vielen Dank für das nette Interview!
LAURA DE WECK: Toll, dass man nicht immer die gleichen zehn Fragen gestellt bekam!
Interviewstand: 08/2011
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