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| Jasmin Wagner |
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Sängerin
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Musical-Zeitung.de: Sie wurden im Teenageralter schon als Unterhaltungskünstlerin entdeckt und sind sozusagen auf der Bühne groß geworden. Welche Erfahrungen haben Sie in dieser Zeit gesammelt, die Ihnen heute noch als Schauspielerin von Nutzen sind?
Jasmin Wagner: Da gibt es natürlich viele Ansätze für eine Antwort. Einer wäre zum Beispiel das Unterwegssein, das Flexibelsein, das Wissen, dass man auf der Bühne nur gut ist, wenn das Team um einen herum auch zufrieden ist. Das ist eine Schule, die mich manchmal unterscheidet von meinen Schauspielkollegen. Ich habe einfach mitbekommen, dass wenn es dem Techniker gut geht, er auch motiviert ist. Und wenn man die Garderobiere gut behandelt, dann ist sie selbst auch motiviert und für einen da, wenn man sie mal schnell braucht. Mir ist wichtig, dass sich alle wohlfühlen im Team, weil alle für das Gelingen einer Vorstellung wichtig sind. Das ist – glaube ich – die wichtigste Regel und natürlich auch das schnelle Kofferpacken. Wenn man auf Tour ist, ist das nicht unwichtig, denn dann kann man morgens länger schlafen. (lächelt)
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Musical-Zeitung.de: Wenn Sie im Fernsehen die vielen Casting-Shows sehen, würden Sie sagen, dass das Showgeschäft verherrlicht wird und diese Shows die Illusion von der schnellen Karriere verbreiten? In wie weit haben Talent und Erfolg überhaupt Casting-Shows nötig? Hat das nicht eher etwas mit Aufmerksamkeit in den Medien zu tun als mit einem Karrierestart?
Jasmin Wagner: Ich glaube, diese Shows demontieren sich auf eine gewisse Art und Weise selber. Ich bin zwar auch begeistert, was für Talente da eine Plattform finden, aber inzwischen haben wir alle Erfahrung mit Casting-Shows. Seit mehr als zehn Jahren gibt es Casting-Shows, egal, ob man jetzt neue Sänger, Models oder Talente sucht. Man hat sich daran gewöhnt, dass man die Talente im Lauf des Wettbewerbs interessant findet, und dann schaltet man aus und widmet sich dem nächsten Format. Das heißt, dass es viele Schwierigkeiten für die einzelnen Künstler mit sich bringt, sich durchzusetzen, und deswegen ist es ein spektakulärer Start, aber eben auch nur ein Start. Vielleicht ist es auch ein bisschen schwieriger danach weiterzumachen, weil man schon einen gewissen Luxus und Komfort und eine Aufmerksamkeit gewohnt ist, die man selbst noch nicht so richtig verdient hat, sondern die einfach nur das Format mit sich bringt. Also, ich glaube, letztendlich ist es gleich schwer, nur dass der Start ein bisschen angenehmer ist für alle Künstler, egal, wo sie anfangen. Man kriegt ein Rundumsorglospaket, man kriegt Stylisten, wird gut behandelt und schläft in tollen Hotels. Aber danach geht es für alle gleich weiter. Die größte Herausforderung für Künstler ist, sich lange zu halten und lange dem Job nachzugehen. Und das versuchen im Grunde alle in der Branche. Eine Casting-Show verschafft einem vielleicht für einen kurzen Moment einen Vorteil, aber dann ist es die alte Devise: Was macht man anschließend daraus? Das ist ein Spiel, das wir alle – die wir das Gefühl haben, auf die Bühne zu gehören – eingehen. Einige gehen daran kaputt, und andere sehen es als Herausforderung und gehen ihren Weg weiter. Manchmal muss man sich eben seinen Platz schaffen. Und wenn das so einfach wäre und es allen gelingen würde, dann wäre es auch nicht so begehrenswert.
Musical-Zeitung.de: Sie müssten eigentlich mit sehr gemischten Gefühlen den Casting-Shows gegenüberstehen. Zum einen haben Sie selber die Casting-Show „Teenstar“ moderiert, zum anderen haben Sie einer Protestbewegung gegenüber dem Gewinner einer anderen Casting-Show ein Comeback Ihres Songs „Boomerang“ zu verdanken, der knapp vierzehn Jahre nach seinem Erscheinen im Jahr 2010 dadurch ein Top Ten-Hit wurde.
Jasmin Wagner: Ich habe überhaupt keine gemischten Gefühle. Ich finde einige Casting-Formate sogar ganz spannend und gucke sie mir auch selber gerne an. Aber es gibt auch Formate, mit denen ich weniger etwas anfangen kann. Das mit dem Song-Revival, das war nicht meine Initiative. Ich wurde irgendwann informiert und fand das dann amüsant und charmant. Und es war natürlich ein Knaller, dass ich mit so einem alten Hit von mir noch mal in den Top Ten gelandet bin. Jetzt ist es für mich eine schöne kleine Anekdote.
Musical-Zeitung.de: So vielseitig wie Sie sind nur wenige Künstlerinnen in Ihrem Alter. Sie haben sich vom Teenager-Star zum vielbeachteten Allroundtalent entwickelt, spielen in Musicalproduktionen mit und auch beim Sprechtheater. In wie weit mussten Sie sich dafür neu orientieren oder umstellen, und in wie weit war das ein Selbstgänger?
Jasmin Wagner: (überlegt). Wo fange ich an? Also, nichts ist ein Selbstgänger. Ich bin sehr neugierig. Es ist mein Wunsch und mein Wille, dazu zu lernen und mich stetig selbst herauszufordern. Am Ende bin ich natürlich auch die Bühne gewohnt seit ich fünfzehn Jahre alt war und fühle mich wohl auf der Bühne. Das ist ein Raum, den ich einfach gerne habe in meinem Leben und den ich nicht aufgeben möchte. Nachdem ich so viele Jahre Musik gemacht habe, habe ich das Gefühl gehabt, dass ich tatsächlich fast alles kennengelernt habe, was man als Solokünstlerin mit Popmusik erleben kann und habe in Amerika eine Auszeit gesucht. Ich war in Kalifornien auf der American Academy of Dramatic Arts und habe dort Schauspiel studiert und meine Ausbildung gemacht.. Ich habe mich auch erholt von meinen wirklich turbulenten Jahren als Teenager-Popstar. Und danach war es für mich ganz klar, dass ich in dem Bereich „Schauspiel“ arbeiten wollte und habe angefangen, am Theater zu arbeiten. Aber natürlich komme ich vom Gesang. Und das ist etwas, was ich schon mitbringe. Vielleicht ist es so etwas wie meine Spezialität, Schauspiel und Gesang zusammenzubringen. Ich finde es aber auch spannend, dass ich mit jedem Engagement eine neue Seite an mir entdecke. Insgesamt merke ich, dass ich viel für Frauentypen gecastet oder für Frauentypen besetzt werde, die ich selbst auch spannend finde und die ich als vorbildlich empfinde, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen und selbstbestimmt leben wollen, die eben eine gewisse Stärke ausstrahlen. Und das macht mir große Freude. Das finde ich wunderbar.
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Musical-Zeitung.de: Ihr Karrierestart als Musicaldarstellerin lief ähnlich rasant wie Ihr Kariere als Blümchen. Haben Sie noch Ende 2007 im Musical „Vom Geist der Weihnacht“ als Weihnachtsengel auf der Bühne gestanden, spielten Sie schon ab 2011 bis in dieses Jahr hinein die Titelrolle im Stück „Alexandra- Glück und Verhängnis eines Stars“ von Michael Kunze. In wie weit ist das Genre „Musical“ Ihre neue künstlerische Heimat? Was fasziniert Sie daran?
Jasmin Wagner: Generell kann ich sagen: Ich bin gerne auf der Bühne. Das ist ein Raum, der mir gefällt. Und ich mag Abwechslung. Deshalb spiele ich mal ein Sprechstück und mal ist es ein Musical im wahrsten Sinne des Wortes oder eben eine Mischform wie bei Alexandra. Das Stück wird auch von Michael Kunze eher als Theaterstück empfunden, begleitet aber natürlich von den Liedern der Protagonisten Alexandra. Ich glaube, mein Weg war schon immer ein wenig eigen, und das setzt sich jetzt in der Arbeit einfach fort. Ich finde, Musik kann Unglaubliches vermitteln. Die Melodie, gekoppelt mit Sprache kann manchmal noch viel besser Emotionen vermitteln als Sprache allein. Und das ist etwas, was mich immer berührt. Also wenn ich zum Beispiel in einigen Stücken mehrstimmig singe, dann empfinde ich einfach Glück und Freude. Und im Idealfall kann man das eben auch auf sein Publikum transportieren. Aber es ist nicht so, dass ich beim Spielen immer daran denke: „Was sagen die anderen darüber?“, sondern es ist meine Motivation, mutig und neugierig zu sein, in Abgründe der Figuren zu schauen und meinen Weg zu gehen. Und ich lass andere dabei zugucken. Das macht mich einfach glücklich. Das ist etwas, was ich furchtbar gerne tue. Man hat das Glück, dass einem die Leute dabei zuschauen. Und wenn man noch mehr Glück hat, sitzen da viele Leute, die einem dabei zu schauen. Aber es ist mir auch klar, dass das, was man auf der Bühne macht, vielleicht nicht jedem gleichermaßen gefällt. Als Künstler möchte man natürlich gemocht und geliebt werden. Rational wie ich bin, weiß ich, dass natürlich alles immer auch Geschmackssache ist. Man muss zumindest mit sich selbst zufrieden sein. Dann hat man hoffentlich einen guten Abend.
Musical-Zeitung.de: Zum Altonaer Theater und zu den Hamburger Kammerspielen haben Sie schon durch Ihre Rollen in „Robin Hood“ und „Männerbeschaffungsmaßnahmen“ einen engen Bezug. Nun stehen Sie in dem Liederabend „Familienbande“ erneut in einer erfolgreichen Produktion auf der Bühne. Was ist für Sie das Besondere an diesem Engagement?
Jasmin Wagner: Grundsätzlich kann man sagen, dass ich mich den Kammerspielen sehr verbunden fühle, weil einfach ein tolles Team dahinter steht und es eine tolle Organisation im Hause gibt und weil ich auch als Zuschauerin oft und gerne hier bin. Ich mag die Räume, ich mag den Spielplan. Und in der Arbeit von „Familienbande“ verlasse ich so ein wenig das Ordentliche und das Brave. Ich spiele einen Charakter, der irritierend ist und ich verlasse auch jeden Anspruch, attraktiv zu wirken. Und das ist eine spannende Reise. Insgesamt ist es natürlich auch toll, dass Franz Wittenbrink und Lutz Hübner sich gefunden haben für diese Produktion. Das Ergebnis ist wahnsinnig spannend. Ich liebe den Wortwitz und die Skurrilität wie auch die bittere Wahrheit, die in den Dialogen steckt. Denn wenn eine Familie nach langer Zeit wieder zusammenkommt und jeder mit der Hand auf den Tisch haut, kommt ein Sturm auf. Und die meisten, die Familie haben, können das nachvollziehen. Das Stück ist ein wilder Ritt.
Musical-Zeitung.de: Sie sind als Hamburgerin in der deutschen Musicalhauptstadt, die Hamburg nun einmal ist, umgeben von vielen Musicalproduktionen, von denen eine Ihre besondere Aufmerksamkeit wecken müsste. Sie haben mit Sylvester Stallone, der das Buch zum Musical „Rocky“ geschrieben hat, im den Film „Driven“ vor der Kamera gestanden. In wie weit hat die Zusammenarbeit mit Sylvester Stallone Ihre künstlerische Laufbahn geprägt? Oder war das nur eine Station wie viele andere auch?
Jasmin Wagner: Es war zu besonders, um sagen zu können, dass es nur eine Station war. Ich war Anfang Zwanzig und noch auf der Schauspielschule in Kalifornien. Ich habe das Team kennengelernt und auch Sylvester Stallone, der mir relativ schnell sagte: „Call me Sly!“ Und er hat mich gefragt, was ich so mache. Wir hatten zufälligerweise ein paar Minuten zum Reden. Als ich ihm gesagt habe, dass ich auf der Schauspielschule bin, meinte er: „Weißt du, was jeder braucht, ist eine Chance. Hier ist deine Chance. Du spielst hier mit!“ Natürlich waren die großen Rollen schon besetzt, aber ich hatte zweieinhalb Drehtage und einen eigenen Wohnwagen und damit das unglaubliche Erlebnis, einmal so ein großes Set kennenzulernen. Und am Ende ist auch eine Szene davon im Film geblieben und ich war in Cannes zu den Filmfestspielen eingeladen. Der Film wurde überall gezeigt, und mein Name ist auch im Abspann zu lesen. Es war einfach ein wunderbares Erlebnis und eine schöne Farbe in meinem Leben.
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Musical-Zeitung.de: Wenn man auf Ihre Vielseitigkeit zu sprechen kommt, dann muss man auch Ihre Gastrolle in der sehr beliebten Hörspielreihe „Die drei???“ erwähnen. War das eine Art Jugendtraum von Ihnen?
Jasmin Wagner: Ja, das war absolut traumhaft! Ich konnte selbst gar nicht glauben, dass ich auf einmal im Studio sitzen würde, um auf einer Folge von „Die drei ???“ dabei zu sein. Da war ich wirklich unglaublich begeistert und fand die Atmosphäre auch so toll, weil die immer noch auf die Art und Weise aufnehmen, wie die schon immer gearbeitet haben. Ich habe bei anderen Hörspiel- und Synchronproduktionen erlebt, dass jede Stimme einzeln aufgenommen wird und man bei manchen Hörspielen dadurch überhaupt nichts miteinander zu tun hat. Aber bei den Drei Fragezeichen sitzen alle an einem Tisch, da sind ganz viele Mikrofone, und man macht das einfach zusammen. Vielleicht nicht vom Anfang bis zum Ende, aber zumindest große Passagen. Und das war einfach total klasse. Viele von meinen Kumpels sind ganz große Fans der Drei Fragezeichen. Und denen habe ich nichts davon gesagt. Die haben immer gefiebert, wann die nächste Folge herauskommt, und da sind die förmlich vom Glauben abgefallen, als die meine Stimme gehört haben. Die waren richtig perplex. Für mich ist das etwas ganz Tolles gewesen.
Musical-Zeitung: Sie sind auch Songwriterin. Für Christina Stürmer haben den Text zum Song „Orchester in mir“ geschrieben und für Gitte Haenning an der Komposition von „Mit jedem Abschied fängt was an“ mitgearbeitet. In wie weit können Sie sich vorstellen, einmal ein eigenes Musical zu schreiben?
Jasmin Wagner: Gar nicht! Heute, jetzt und hier ist das ein Gedanke, der mir fremd ist.
Musical-Zeitung: Bei einem Musical kommt es immer auf das harmonische Zusammenspiel von Gesang, Schauspiel und Tanz an. Bei der Fernsehsendung „Let’ s dance“ haben Sie 2007 mitgemacht und sich den vierten Platz ertanzt. Bei soviel Musikgefühl müsste das Genre Musical eigentlich ihre große Leidenschaft sein. Welche Musicalproduktion oder Musicalfiguren faszinieren sie am meisten?
Jasmin Wagner: Ich bin ein großer Fan von dem Musical „Mozart“. Da finde ich einfach die Texte so lebensecht und die Fragen, die sich Mozart selber stellt, sehr berührend. Da kann ich viel mit anfangen. Grundsätzlich liebe ich die Musik aus „Les Miserables“ auch. Das wäre vom Team her natürlich auch eine große Herausforderung. Aber ich glaube nicht, dass das demnächst ansteht. (lacht) Das erste Musical, das ich je gesehen habe, war das „Phantom der Oper“. Das ist ein Klassiker, den ich sehr mag. Aber ich glaube nicht, dass aus mir auch noch eine große Opernsängerin wird. (lacht wieder)
Musical-Zeitung: Neben der Arbeit auf der Bühne oder im Studio soll das Kochen ihre große Leidenschaft sein. Sie haben sogar einmal eine eigene Kochshow gehabt, die „Blumissimo“ hieß.
Jasmin Wagner: Das ist lange her. Ich als Mensch muss ja essen, und ich habe tendenziell nur gerne eine Kontrolle darüber, was ich esse. Wenn man sich gesund ernähren will, dann kocht man am besten selber. Ich versuche da so konsequent zu sein, dass ich - wenn ich auf Tour bin, wo gesunde Ernährung ganz wichtig ist, um bei Kräften zu bleiben – mit einem Trolley reise mit einer Herdplatte darin. Wenn das Angebot vor Ort nicht so groß ist, koche ich auf dem Hotelzimmer. Ich esse schon gerne auch Fast Food, aber das kann man nicht jeden Tag essen, wenn man auf Tour ist. Ich glaube, auch bei der Ernährung ist alles nur in Maßen richtig. Das ist Teil der Verantwortung, die man übernimmt, denn auf der Bühne muss man fit sein.
Musical-Zeitung.de: Vielen Dank für das ausführliche Interview und viel Erfolg weiterhin!
Stand: 11/2013
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