Freddy Pfister

Musiker

Musical-Zeitung: Sie waren länger als ein Jahrzehnt Bandmitglied der „Schürzenjäger“. Nun spielen Sie in einer nach Ihnen benannten Band, der „Freddy Pfister Band“. Ist das für Sie ein Neuanfang oder die logische Fortsetzung Ihrer Karriere?

Freddy Pfister:
Es ist in gewisser Weise ein Neuanfang, weil das mit den Schürzenjägern nichts mehr zu tun hat. Wir sind nun eine Drei-Mann-Band und haben wieder volkstümliche Musik im Programm, mit der übrigens auch die Schürzenjäger in den siebziger Jahren angefangen haben. Wir machen außerdem noch Schlagermusik und haben ein reines Unterhaltungsprogramm, mit dem wir den Menschen die Möglichkeit geben wollen, einmal abzuschalten. Wir wollen nicht belehren, sondern wollen einfach nur, dass die Leute Spaß haben.




 

Freddy Pfister Foto: Bernhard Ungerank

Musical-Zeitung: Die „Schürzenjäger“ hatten auch zuerst unterhaltende Musik, die dann aber allmählich politische Themen und Inhalte bekam…

Freddy Pfister:
Das war genau das Problem, weshalb es zwischen uns in den 90er Jahren nicht mehr so recht hingehauen hat und ich die Band 1998 verlassen habe. Die Musik hatte zuletzt nicht mehr viel mit der Musik zu tun, durch die die Schürzenjäger bekannt wurden und mit der wir lange Zeit erfolgreich waren. Das ging meiner Meinung nach eher in Richtung intellektuelle Band.

Musical-Zeitung: Ihr Lebensmotto, das „Ohne Musik geht nix“ lautet, klingt nach einem Titel der Schürzenjäger. In wie weit hat Sie diese Zeit geprägt?

Freddy Pfister:
Das ist das Lebensmotto eines Musikanten. Das ist auch zugleich der Titel eines Liedes aus der Schürzenjägerzeit, aber das Motto trifft eigentlich typischerweise auf jeden Musikanten zu.

Musical-Zeitung: Ein Schürzenjägermedley haben Sie auch mit Ihrer aktuellen Band aufgenommen. Heißt das, dass Sie dem Stil der Schürzenjäger treu bleiben wollen oder ist das eher eine Hommage an Ihre alten Weggefährten?

Freddy Pfister:
Eigentlich beides! Bei dem Medley handelt es sich um ältere Lieder der Schürzenjäger. Es ist auch eine Hommage an die alte Zeit, als die Schürzenjäger noch nicht „verbogen“ waren. Denn das war eine tolle Zeit, von der ich nicht eine Sekunde missen möchte.

Musical-Zeitung: Sie sind der Komponist eines sehr bekannten Schürzenjägerliedes. Der Timple Boarische ist ein typischer Open Air-Song. Was ist das für ein Gefühl, vor tausenden Fans sein eigenes Lied zu spielen?

Freddy Pfister:
Das ist ein Gefühl, das kann man fast gar nicht beschreiben. Ich habe seit meiner Kindheit, als ich ein Smokie-Konzert in der Olympia-Eishalle in Innsbruck – das ist unsere Landeshauptstadt – gesehen habe, immer davon geträumt, einmal auf dieser Bühne zu stehen. Damals habe ich mit meinem Bruder und meiner Schwester im Rang gesessen und wollte einmal dort unten stehen. Fünfzehn Jahre später ist es mir dann gelungen, genau das zusammen mit den Schürzenjägern zu erreichen. Das war einfach unglaublich!

Musical-Zeitung: Ein sehr gelungener Song Ihrer aktuellen Band, an dem Sie auch mitgeschrieben haben, ist „Der Gipfel des Glücks“. Das Lied ist eine ironische Selbstbeschreibung eines braven Mannes. Wie viel Freddy Pfister kann man in dem Lied wieder erkennen?

Freddy Pfister:
Also in dem Lied recht viel! Es war eigentlich nicht geplant, mich in dem Lied zu beschreiben, aber für mich gilt das, was da besungen wird, schon ein bisschen. Ich bin schon sehr auf Tirol bezogen, insbesondere auf das Zillertal, und sehr mit der Heimat verbunden.

Musical-Zeitung: Sie machen weiterhin auch Tiroler Volksmusik. Wie wichtig sind Ihnen persönlich die Tradition und die Tiroler Heimat?

Freddy Pfister:
Mir ist Tirol als Heimat sehr wichtig. Ich habe mir sogar vor zwei Jahren ein Tattoo mit „Made in Tirol“ auf den Oberarm machen lassen. Ich liebe mein Land, in dem ich aufgewachsen bin und möchte nie lange woanders sein. Leider schämen sich die Leute manchmal ein bisschen für ihre Tradition. Aber ich steh’ dazu und finde es toll, wenn die Leute wie in Bayern auch in ihrer Freizeit eine Lederhose tragen. Ich finde es auch sehr toll, wenn die Menschen in Südafrika ihre Traditionen pflegen und Tänze in Trachten aufführen. Man will das Tirol von heute aber viel moderner verkaufen, als wir es selber spüren. Vielleicht sind da Leute an der Spitze, die sich viel zu wenig in Tirol aufhalten.
In den Diskotheken und in den Tanzlokalen wird wieder der Boarische getanzt, aber nach außen hin möchte man nicht als Schuhplattler gelten. Dann wird gesagt, dass die Tradition aus dem Bauernstand kommt. Ich selbst habe einmal erlebt, dass ein Kind aus der Stadt tatsächlich geglaubt hat, dass es die Lila-Kuh aus der Werbung wirklich bei uns auf dem Land gibt. Ich habe das Gefühl, dass es die Menschen nicht mehr interessiert, ob ihre Kinder lernen, woher die Milch kommt. Ich finde es schade, dass die Tradition so übergangen wird und dass das Bodenständige vergessen wird.

Musical-Zeitung: Einige der Lieder, die Sie mit der Freddy Pfister-Band aufgenommen haben, klingen eher wie flotte Schlager. Ist Ihnen die Vielseitigkeit wichtig?

Freddy Pfister:
Das mit der Schlagermusik ist beabsichtigt, weil es für unsere traditionelle Volksmusik fast keine Plattform mehr gibt. Mich kennt man aus der Schürzenjägerzeit auch in Holland und Deutschland. Aber da spielt man eher den Schlager, den Popschlager, die Pop- und die Rockmusik. Wir fahren mit dem Schlager also zweigleisig und haben damit vielleicht das große Glück, auch eine kleine Chance für die volkstümliche Musik zu bekommen. Die Leute lieben einfach Abwechslung. Bei unserem Live-Betrieb ist das extrem. Unsere Auftritte dauern manchmal zwischen vier und fünf Stunden. Da verkaufen wir natürlich nicht nur unsere eigene Musik, weil dafür das Interesse nicht ausreichend wäre. Deshalb spielen wir dann auch viele Popnummern. Und das ist auch einerseits ganz gut so, denn wenn jede Band mit ihrer eigenen Musik gleichermaßen sofort erfolgreich wäre, gäbe es keine Evergreens.

Musical-Zeitung: Sie singen nicht nur Dialekt, sondern auch stimmungsvolle dialektfreie Lieder wie „Die Stunde Null der Zärtlichkeit“. Ist die Mischung so beabsichtigt oder hat sich das so ergeben?

Freddy Pfister:
Na, das ist schon gewollt. Der Grund ist, dass man solche Nummern angeboten bekommt und die nicht im Dialekt singen kann. Schon deshalb, damit die Musik auch in anderen Ländern wie Deutschland und Holland gleichermaßen bei den Menschen ankommt und verstanden wird. Die Mischung macht’s halt! Als Tiroler habe ich auch nie gedacht, dass man einen Song, den ich mit meiner vorherigen Band aufgenommen habe und der „Ich wünsch’ mir, ich könnt’ fliegen“ auf Tirolerisch hieß, in Deutschland nicht aussprechen konnte. Ich war mit der Gruppe „HOI“ damals zu Gast in der Hitparade im Deutschen Fernsehen, und wir haben zwei Mal hintereinander gewonnen, aber mit dem Aussprechen unseres Liedes hat es bei dem Moderator nicht so recht klappen wollen.

Musical-Zeitung: Ein bandübergreifendes Lied, das Sie mit befreundeten Kollegen aufgenommen haben, heißt „Ein Tiroler bleibt ein Tiroler“. Was macht einen Tiroler Ihrer Meinung nach so speziell?

Freddy Pfister:
Ich glaub’, ich steh’ zu meinem Tirol so wie du zu deinem Hamburg. Man sagt uns Tirolern nach, dass wir nicht auf den Mund gefallen sind, dass wir freundliche Leute und gute Händler sind, kleine Schlitzohren, die geschäftlich mit allen Mitteln arbeiten, ohne aber jemanden über den Tisch zu ziehen. Das muss man dazu sagen! Wir sind in Tirol tourismusabhängig, und da wächst man mit Gästen auf. Und das eine oder andere Gute nimmt man dann mit in sein Leben. Wir haben auch Berghütten bei uns, die nach deutschen Städten benannt sind wie die Kasseler Hütte oder die Berliner Hütte. Das hängt – soweit ich weiß - zusammen mit dem Alpenverein.

Musical-Zeitung: Haben Sie ein Lieblingsmusical?

Freddy Pfister:
Natürlich hab’ ich ein Lieblingsmusical. Das ist das Musical „Starlight Express“, das ich zwei Mal in Bochum gesehen habe. Das ist ein sehr dynamisches Musical! Unser Trompeter aus meiner Zeit bei den Schürzenjägern war erster Trompeter bei „Starlight Express“. Da haben wird dann einen Blick hinter die Kulissen werfen können. Das war faszinierend. Unterhalb der Bühne sitzt die Band und spielt live. Ich habe auch „Elisabeth“ in Wien gesehen. Das hat mir auch sehr gefallen! Das Tolle an einem Musical ist für mich das Melodiöse! Dafür kann ich mich begeistern.

Musical-Zeitung: Wann wird Ihr neues Album erscheinen?

Freddy Pfister:
Das Album „Mei Hoamattattoo“ soll zwischen März und Mai 2013 erscheinen.

Stand: 12/2012